Sokrates spricht hier von den Rhetorikern, also von den Redekünstlern:
Menschen, die ihr Redekompetenz so gut und geschickt einsetzen, dass sie ihre Zuhörer von allem überzeugen können, was sie nur zu sagen anheben.
„Das würde ich auch gerne können…“, denkst Du und planst schon, einen Rhetorik-Kurs zu belegen?
Warte noch einen Augenblick und bleib mit mir auf der Sokratischen Seite:
Ist es wirklich besser, gar nichts über Gerechtes und Ungerechtes, Schönes und Unschönes, Gutes und Übles zu wissen, dafür aber alle anderen von der vorgetragenen Sache überzeugen zu können, oder wäre es nicht um vieles anstrebenswerter, zu ergründen, was es in Wahrheit mit der in Frage stehenden Sachen auf sich hat?
Wenn Du sagst, das erste reiche Dir vollkommen, bist Du vermutlich Politiker*in.
Ich aber will Dich heute ermutigen, es einmal anders anzugehen (egal ob politisch verankert oder nicht):
Wie wäre es, wenn Du ab heute anfängst, Dich zu fragen, was es in WAHRHEIT mit einer Situation, einer Problematik, einer Fragestellung auf sich hat?
Und beruhige Dich nicht damit, es Dir gleich so zu beantworten, wie Du es immer tust.
Frage, als wüsstest Du rein gar nichts darüber: neu, offen, neugierig – und mit dem Ziel, wirklich zu verstehen.
UND: lass zu, dass sich die Antwort nicht gleich einstellen wird, halte die Offenheit aus.
Wie anders verliefen viele Diskussionen, wenn wir erlaubten, nicht alles als vermeintlich sicher Gewusstes zu verkaufen, sondern miteinander in einen Prozess des Sich-Befragens und -Bedenkens einzutreten?